Wie sieht es im weltweiten Vergleich aus?
Ich habe einen kleinen Versuch unternommen, dieses am Beispiel der Online-Anwendung Google Docs (Office-Anwendung mit kollaborativen Möglichenkeiten) zu untersuchen.
Ein guter Ausgangpunkt ist es , die Websuche von interessierten/zukünftigen Nutzern zu analysieren. Neue Produkte/Anwendungen werden vielfach im Netz gesucht.
Wie groß ist das mögliche Such- bzw. Interessentenpotential aufgrund der Verbreitung der deutschen Sprache?
Laut Wolfram Alpha (W|A), gibt es cirka 95 Millionen Menschen die "Deutsch" sprechen (Stand bis 1990).
Die mehrsprachige Schweiz wurde allerdings bei W|A glatt vergessen ;-), dann dürfte der Gesamtwert etwas über 100 Millionen liegen.
Hier der Trendverlauf nach der Google-Suche zu Google Docs für die drei deutschsprachigen Länder: Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH-Raum).
Deutschland:
Wie man sehen kann, suchen Interessierte nach "Docs" und nicht nach dem eingedeutschten Namen "Text und Tabellen". Wird auch durch Google Trends for Insight bestätigt. Hätte Google sich also auch ruhig sparen können ;-).
Österreich:
Schweiz:
So weit, so gut. Die Trendlinien in den drei Ländern sehen doch wirklich vernünftig aus.
Wie sieht jedoch das Suchvolumen und damit das grundsätzliche Interesse an Google Docs im weltweiten Vergleich aus?
Wo stehen die drei deutschsprachigen Länder wirklich?
Dazu habe ich mir die kumulierten Daten heruntergeladen (seit dem Beginn der Datenaufzeichnung 2006), die von Insights for Search angeboten werden. Die Daten sind ein relativer Vergleich des Suchvolumens der dargestellten Länder.
Somit habe auch Länder mit wesentlich geringeren Bevölkerungszahlen/Internetnutzer eine faire Vergleichschance gegenüber größeren Ländern.
Hinweis: Eine Google Map zu den Werten der ersten Tabelle, kann mit dem Tabellenreiter ausgewählt werden.
Die Anzeige dauert ein wenig.
Zusätzlich kann man sich für die Gesamtzeiträume anschauen, wie die Verteilung des Suchvolumen in einzelnen Regionen (Bundesländer) bzw. Städten aussieht.
Upps, auch mit kurzfristigen Zeiträumen sieht es leider nicht besser aus (siehe Tabreiter "Daten 06/2008 - 06/2009").
Wenn schon so wenig nach Google Docs in Deutschland, Österreich und der Schweiz gesucht wird, wie sieht es dann erst mit der tatsächlichen Nutzung von Docs in der Praxis aus?
Update: Ich habe noch einen Tabreiter über das Suchvolumen nach "Google Apps" hinzugefügt.
Google Docs ist ja ein Bestandteil von Apps.
Zum Vergleich noch einige weitere Zahlen, Anzahl an Suchtreffer bei Google ["google docs"]:
Google.de (Seiten aus Deutschland): ungefähr 94.700
Google.at (Seiten aus Österreich): ungefähr 6.340
Google.ch (Seiten aus der Schweiz): ungefähr 7'050
Google.com: about 4,660,000
Ein Stirnrunzeln kann ich aufgrund der Datenlage nicht verleugnen, auch wenn diese einer wissenschaftlichen Vorgehensweise selbstverständlich nicht genügt!
Ich denke, dass Ergebnis hat weniger mit Google Docs (Marketing?) oder anderen Suchbegriffen zu tun, sondern zeigt den grundsätzlichen Stand in Bezug auf Webkenntnisse und der praktischen Webnutzung auf (Privat, Hobby, Schule, Studium, Beruflich etc.).
Nur einer von vielen Mosaiksteinen der gesellschaftlichen Entwicklung und der Bildungsmisere in Deutschland?
Lieber sucht man in Deutschland z.B. nach "Chat" ;-).
In den U.S.A wird Docs bzw. Google Apps auch sehr stark im Umfeld von Schulen und Universitäten produktiv eingesetzt und wird von Google entsprechend unterstützt (zukünftige Nutzer- und Mitarbeitergewinnung!?).
Die machen sich fit für das 21. Jahrhundert...
Und sonst?
Da ich nur Stunden vor Anmeldeschluss das Glück hatte mich für das neue Google Apps (Docs) Script anzumelden - normalerweise hat man auf die Testversion von Scripts nur mit einer eigenen Apps-Domain Zugriff, die ich aber nicht habe - kann ich nur feststellen, dass die Anwendungsmöglichkeiten von Docs in Zukunft noch um einiges interessanter werden.
Jetzt muss ich nur noch Javascript erlernen *grins*
Ein Office-Paket und eine integrierte Entwicklungsumgebung mit der Websprache der Zukunft.
Muss sich nur noch rumsprechen!
9 Kommentar(e) zum Beitrag:
sehr interessant! Schon erstaunlich, was man aus Google alles rauskitzeln kann.
Wobei ich glaube, dass die Suche nach Google Docs nicht mehr Rückschlüsse zuläßt als die reine Anzahl der Suchanfragen. Sucht man wirklich in Deutschland nach Google Docs, wenn man gar nicht weiss wie es heisst? Doch nur, enn man es schon irgendwo gehört hat. Zeitschriften, TV und Internet ... und hier ist Deutschland ein Wüstenstaat in Bezug auf Google Docs. Und so werden sich die Suchanfragen streuen auf Google Tabellen, Dokumente, Texte, Präsentation oder Office. Wär mal lustig das zu evaluieren. ;) natürlich mit Google Insights und Translation :)
Hallo Jens,
das Thema solcher Analyseversuche ist extrem komplex.
Leider bietet Google keine API zu Insights an, das würde alles sehr vereinfachen.
Ich hatte mit Docs sogar einen Trick gefunden, die CSV-Datei mit ImportData() automatisch einlesen lassen, leider hat Google ca. zwei Monaten noch Veröffentlichung von Insights etwas geändert und der Trick klappte nicht mehr :(.
Um einen WELTWEITEN Vergleich zu machen, kann ich nicht mit deutschen Begriffen arbeiten.
Auch in D-A-CH wird real mit englischen Begriffen wie z.B. Google Spreadsheets gesucht (siehe auch "Search terms related to google docs".
Google hat meiner Meinung nach, bereits den großen Fehler begangen "Docs" im deutschsprachigen Raum als "Text und Tabellen" zu veröffentlichen.
Kein eindeutiges Brand / Markennamen. Z.B. Google Earth oder Gmail wurden ja auch nicht übersetzt.In den Ländergrafiken ist schön zu sehen, dass die Leute real nach "Docs" suchen.
Keine Ahnung was man sich bei Google dabei gedacht hatte, vielleicht gibt es sehr gute Gründe dafür, die man selber nicht erkennt ;-).
Beispielsweise wird auch sehr viel nach "Google Office" gesucht.
Wenn ich "Google Docs" und "Google Office" bei einer weltweiten Suche ab 20004 - present nehme, sehen die Daten für Deutschland im Ländervergleich auch nicht viel besser aus.
Auch die Anzahl der Suchtreffer - ich habe sehr bewusst stark eingegrenzt - zeigt ja eine Tendenz, dass über Google Docs relativ wenig geschrieben wird.
Und das was man findet, sind i.d.R nur "abgeschriebene" PR-Artikel die aber auf weiterführende praktische Details, Tipps und Tricks usw. überhaupt nicht eingehen.
Oder nur die "kritische Brille" aufhaben.
"...hier ist Deutschland ein Wüstenstaat in Bezug auf Google Docs..."
Ich kann es drehen und wenden wie ich will (unterschiedliche Suchbegriffe und Kominationen), letztendlich kommt im weltweitem Ländervergleich in der Grundtendenz nur raus, das dein Satz von oben, zu 100% zutrifft!
Deutschland hängt i.d.R. im letzten Drittel.
Das trifft nicht nur auf Google Docs zu, sondern auf sehr viele Webtechnologien, z.B. der simple Einsatz von (RSS) Feeds und und und...
"Rumspielen", BLaBla machen, Downloaden etc. das können sie aber alle hervoragend, belastet schließlich den Kopf nicht so sehr ;-).
Google Docs und eine bessere Datenübernahme (APIs) aus "Insights for Trend" wäre ein richtiger Knaller.
Dazu noch eine Beschreibung der bestmöglichen bzw. korrekten Vorgehensweisen (Best Practice) und schon könnte man tolle soziale Studien vornehmen ;-)
Upps, wurde etwas lang der Kommentar.
Ciao
Hi nochmal,
danke für die schnelle und ausführliche Antwort. Wir werden sehen was die Zukunft bringt. Google hat bestimmt noch einiges in der Hinterhand. :-)
Hmmmm.... sehr interessante Diskussion...
Ich beobachte auch, was Jens oben sagt: Marketing für Docs, wie man es in den USA sieht ("Back to school"), findet man in Deutschland nur selten.
Gute Frage auch, was man sich eigentlich dabei gedacht hat, es Text & Tabellen zu nennen, anstatt einen Markennamen zu behalten. Übrigens - kleine Korektur ;) - Gmail heißt ja hier bekanntlich Google Mail, aber eben aus rechtlichen Gründen. Docs als Markenname, so kann ich es mir vorstellen, ist vielleicht dem ständigen Druck nach "Lokalisierung" gewichen. Man hört ja immer wieder, dass User in Europa Produkte besser annehmen, wenn sie sprachlich ins Land passen. Aber ich denke, was für den Franzosen gilt, gilt für den Deutschen noch lange nicht. Deshalb wäre die Beibehaltung des namens vielleicht nicht schlecht gewesen.
"Google Docs und eine bessere Datenübernahme (APIs) aus "Insights for Trend" wäre ein richtiger Knaller." Ich stimme voll zu! Hoffentlich hörts einer ;)
@Jens
Falls du dich mit "Translation" auf mein Beispiel bezogen hast ;-):
"...Wär mal lustig das zu evaluieren. ;) natürlich mit Google Insights und Translation...)
Zum Thema Translation, das neue Apps Script (Docs Script) wird auch einen eigenen API-Aufruf für Translation mitbringen. Wird aber noch daran gearbeitet...
Damit sollte sich das Aufruflimit von max. 50 Importfunktionen pro Tabelle, für das Thema schon mal erledigt haben.
@FlickBlog
Die "Lokalisierung" ist natürlich ein gutes Argument.
Warum man aber nur "Google Docs" übersetzt hat?
Viel interessanter wäre es, wie die tatsächliche Nutzung von "Text und Tabellen" im weltweiten Vergleich ist.
Über das Suchvolumen etc. zu gehen, ist ja nur eine Hilfsmöglichkeit einer Einschätzung.
Als anpackbare Zahl wurde von Google vor einigen Tagen veröffentlicht: "1.75 million companies are now running their business on Google Apps".
Aber, ist ja ein nachvollziehbares Problem "Geschäftsinterne" Zahlen zu veröffentlichen.
Ich möchte halt gerne wissen, wie man in Deutschland das Web/Webtechnologien nutzt.
Ich hatte vor längerer Zeit eine Zitat der OECD gelesen, sinngemäß:
"Länder/Kulturen die neue Technologien nicht umfassend anwenden, gehen den Bach runter".
Bye
Hier noch ein wirklich guter Artikel zu Docs/Blogs/Twitter.
Viele Grüße
G
Danke für den Link, muss wohl demnächst mal eine kleine Twitter-Serie starten.
Das Blog hatte ich letztes Jahr schon mal gelesen und einen interessanten Tipp zu einer anderen Sache gefunden.
Nur hatte ich ihn nicht in meine Bookmarks aufgenommen und leider nicht mehr wiedergefunden ;-).
Die Welt ist doch klein...
Kommentar veröffentlichen
Kommentare bitte fair und im rechtlich erlaubten Rahmen verfassen!
Die Kommentare und ggf. hinterlassene URLs werden von mir überprüft. Kommentare die für blaue Pillchen, Glücksspiele, bestimmte Bilder/Videos, Abzocker-Dienste usw. werben, werden gelöscht.
Kommentare von SEO-Link-Builder sind ebenso unerwünscht!
In den Kommentare können die HTML-Tags für:
kursiv = <i>Testwort</i>
fett = <b>Testwort</b>
Links = <a href="http://www.deineURL.de/">Link Text</a>
genutzt werden. Einfach die o.g. Beispiele kopieren und mit den eigenen Werten ersetzen.